Wavehouse Heidelberg
Eine Kiste wird gedruckt
Das Areal Campbell
Die ehemaligen Campbell Barracks, die 1938 im Dritten Reich errichtete Großdeutschlandkaserne, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg international bekannt als „NATO Headquarters“ und zu einer der wichtigen Kommandozentralen des Kalten Krieges. Nach 70 Jahren militärischer Nutzung wandelt sich das Areal nun zu einem erstmals zivil genutzten, innovativen Stadtteil.
Das städtebauliche Konzept für das Gesamtareal Campbell, gemeinsam mit dem Marc Twain Village, MTV, sowie dem südlich angrenzenden Stadtteil Rohrbach, wurde über einen breit angelegten, integrativen Masterplanprozess und Wettbewerbe entwickelt und setzt bewusst auf eine starke Diversität, insbesondere in der Nutzung für unterschiedliche Wohnformen, Büros, Gastronomie, Schulen, Kindergärten, sowie Kultur und Kreativwirtschaft.
Herzstück ist das denkmalgeschützte, militärische Gesamtensemble der Kaserne rund um den Paradeplatz und den Reitplatz. In weiten Teilen bleibt dieses Ensemble und damit die „Identität des Ortes“ erhalten. Gemeinsam mit gezielt gesetzten Neubauten wird die Südstadt als eigener Stadtteil gestärkt und als solcher mit neuen öffentlichen Räumen und Infrastruktur erkennbar.
Das Wavehouse
Als ein Baustein des Baufelds 5, welches sich im Randbereich des Kasernengeländes befindet, wurde ein Rechenzentrum für die Aufstellung und Betreuung von externen Serveranlagen konzipiert. Die Entscheidung des Bauherrn, mit einem solchen Gebäude ein Experiment im 3D Druck zu wagen, hat zu einer vollkommenen Neuinterpretation der Bauaufgabe geführt. Damit die Ausführung in einer 3D Betondrucktechnik fehlerfrei umgesetzt werden kann, wurde von Anfang an gemeinsam mit allen im Ingenieurteam Beteiligten in 3D geplant. Das Ziel war die technischen und gestalterischen Potentiale einer Technologie, die in den Kinderschuhen steckt, zu finden und zu nutzen. Insbesondere die Möglichkeiten der organischen Formgebung, die mit keiner anderen Technologie in der Einfachheit möglich ist, haben uns inspiriert mit der freien Form des Baukörpers, der Wellenform der Fassade und der bewussten Sichtbarkeit der feinen horizontalen Linien des Druckprozesses, eine Skulptur zu schaffen, die einem eigentlich simplen Funktionsgebäude mit den Mitteln des 3D Drucks eine besondere Eleganz und Leichtigkeit verleiht:
Wie ein welliger Vorhang erscheint Europa’s größtes 3D-gedrucktes Gebäude. Genau diese Wellen geben dem markanten Bau seinen Namen: das Wavehouse. Nach 170 Stunden reiner Druckzeit, ist das beeindruckende Bauwerk mit einer Länge von 54 m, einer Breite von 11 m und einer Höhe von 9 m entstanden; außergewöhnlich in der architektonischen Ästhetik und innovativ vom 3D-Baudruck sowie dem zu 100 % recyclebaren mineralischen 3D-Druckbeton, von dem genau 333 Tonnen an Ort und Stelle gepumpt wurden.
Bauherr
Dipl.-Kfm. Hans-Jörg Kraus
Status
Fertiggestellt 2024
Leistungsphasen
1 – 8
Standort
Heidelberg
Größe
54 Meter lang, 11 Meter tief, 9 Meter hoch
Fotos, Video + Visualisierung
SSV Architekten